Die Theotokos Mouchliotissa Kirche in Fener ist der einzige byzantinische Sakralbau in Istanbul, der nach der Eroberung durch die Osmanen weiter als Kirche verwendet wurde und bis heute in Betrieb ist.
Es lohnt sich deshalb unbedingt, den steilen Hügel von Fener zu besteigen (am besten über die „Merdivenli Mektep-Treppe“, die vom Cantemir-Palast hinaufführt) und diese einzigartige Kirche aus dem 13. Jahrhundert zu besichtigen.
Die Namensgeberin und Stifterin der Kirche ist Maria Despina Palaiologina, deshalb auch der deutsche Name der Kirche: Unsere liebe Frau von den Mongolen. Sie ist die uneheliche Tochter des byzantinischen Kaisers Michael VIII. und wurde in der Zeit der Mongolenstürme mit dem Mongolenherrscher Hülagu Khan verlobt, um so ein byzantinisches Friedensbündnis mit den Mongolen zu erwirken. Während ihrer langen Reise von Konstantinopel in den Osten verstarb ihr Verlobter jedoch, worauf sie nach ihrer Ankunft mit dessen Sohn vermählt wurde. Als dieser von seinem Bruder ermordet wurde, sollte sie zum dritten Mal verheiratet werden. Daraufhin floh sie zurück nach Konstantinopel, wurde Nonne und gründete diese griechisch-orthodoxe Kirche.
Wenige Jahre nach der osmanischen Eroberung Istanbuls wurde mit dem Bau der großen Fatih Moschee begonnen. Der Architekt, so eine Überlieferung, war ein Grieche namens Christodoulos. Fatih Sultan Mehmet der Eroberer solle ihm zum Dank für den gelungenen Bau der Moschee versichert haben, dass die Mouchliotissa Kirche in Fener nicht in eine Moschee umgewidmet, sondern für immer in der Hand der Christen bleiben werde. Anderen Spekulationen zufolge, ist die Existenz der Kirche der Ehe von Maria Palaiologos mit Abagu Khan zu verdanken. Da die Osmanen Nachkommen eines nomadischen Reitervolkes waren und somit eine ähnliche Abstammung wie die Mongolen hatten, verschonten sie die Kirche, die von der mongolischen Königin erbaut worden war. Das Ferman-Schreiben des Sultans Mehmet II. hängt noch heute sowohl auf osmanisch als auch auf griechisch in den Innenräumen.
Die Kirche verfügt über einen asymmetrischen Grundriss, das dabei herausragendste architektonische Merkmal stellt der Mittelturm mit seiner Kuppel dar, an dessen Rändern sich vier Konchen mit je drei Nischen befinden. Die Südseite der Kirche wurde später erweitert, um ein Kreuzgewölbe zu bilden. Eine Apsis Richtung Osten ist erhalten geblieben, von einer zweiten, nordwärts gelegenen, existieren nur noch die Überreste.
Des Weiteren befinden sich die Fragmente eines Gemäldes vom Jüngsten Gericht und ein Fresko der Verkündigungs-Szene, die vermutlich beide aus dem 13. Jahrhundert stammen. Auch mehrere Ikonen werden auf das 11., 13. und 14. Jahrhundert datiert. Im Inneren der Kirche befindet sich außerdem der Eingang zu einem Tunnel, der über mehrere Kilometer lang ein Geheimgang gewesen sein soll und bis zur Hagia Sophia reichte. Heute kann man jedoch nur noch dessen Eingang besichtigen.
Hinweis: Um in die Mouchliotissa Kirche zu gelangen, muss man klingeln. Die Küster-Familie, die in unmittelbarer Nähe wohnt, öffnet Ihnen die Türen und freut sich über Besucher und ebenso über kleine Spenden für die Instandhaltung der Kirche.