Das ökumenische Patriarchat von Istanbul im Stadtteil Fener ist ein Weltzentrum der Christenheit.
Hier residiert der griechisch-orthodoxe Patriarch Bartholomäus I., der 270. Nachfolger des Apostels Andreas. Er versteht sich als primus inter pares, als Ehrenoberhaupt aller orthodoxen Kirchen und aller Menschen orthodoxen Glaubens weltweit und ist somit hoch verehrtes Oberhaupt von ca. 300 Millionen Christen. Administrativ gehören dem Patriarchat ca. 3,5 Millionen griechisch-orthodoxe Christen an, von denen heute nur noch einige Tausend in der Türkei leben. Alle orthodoxen Gemeinden, die keinen eigenen nationalen Patriarchen haben, unterstehen direkt der Administration des Patriarchats von Konstantinopel.
Bis zur Eroberung Konstantinopels durch die Osmanen 1453 war die Hagia Sophia die Hauptstätte des byzantinischen Christentums. Fatih Sultan Mehmet der Eroberer verwandelte die Hagia Sophia sofort nach der Eroberung in eine Moschee, gewährte jedoch den Christen in seinem Reich das Recht auf freie Religionsausübung. Spirituelles und administratives Zentrum der orthodoxen Christen in osmanischer Zeit war von nun an die Patriarchalische Hagios Georgios Kirche. Das Patriarchat wechselte im Lauf der Geschichte aufgrund von Bränden, Erdbeben und Änderungen der Bevölkerungszusammensetzung auf der historischen Halbinsel mehrmals seinen Ort. Seit 1601 befindet es sich in Fener. Die Hagios Georgios, die, verglichen mit dem Vatikan, von äußerst bescheidener Größe ist, war ursprünglich die St. Georgskirche in dreischiffiger Basilika-Form. Die schlichte Bauform steht im Kontrast zu ihrer prunkvollen Ausstattung, insbesondere der Ikonostase aus vergoldeter Holzschnitzerei, an der zwei Meister 40 Jahre lang gearbeitet haben sollen.
Sehr wertvoll sind auch der Thron des Patriarchen aus Walnussholz mit Perlmutt-, Edelstein- und Elfenbeinintarsien, die sehr orientalisch anmutende erhöhte Kanzel und die vielen Ikonen, die deutlich älter als das Gebäude sind und aus anderen byzantinischen Kirchen ins Patriarchat gebracht wurden. Die Gläubigen erweisen nicht nur den Ikonen und Reliquien frühchristlicher Heiliger ihren Respekt. In der hinteren rechten Ecke des Kirchenschiffs befindet sich eine Säule der Geißelung Jesu, welche die heilige Helena, die Mutter von Kaiser Konstantin, nach Konstantinopel gebracht haben soll.
An Wochentagen findet täglich eine Messe statt, ein großer Gottesdienst findet jeden Sonntag Morgen statt (Infos hierzu sind auf der eigenen Webseite der Kirche zu finden). Sehr spektakulär sind auch die Feiertage im Patriarchat, z.B. Weihnachten (25. Dezember), Epiphanias (6. Januar: An diesem Tag findet eine Prozession zum Goldenen Horn statt), das Fest des Heiligen Chrysostomos (13. November) und die Osternacht. Lassen Sie sich einen Besuch des Patriarchats besonders an diesen Feiertagen nicht entgehen!