Galata Bridge in Istanbul

Die Galata Brücke führt über das Goldene Horn und verbindet Kulturen.

Ein Ort, an dem sich Orient und Okzident begegnen. Jeder, der^ nach Istanbul kommt, möchte sich auf ihr fotografieren lassen, als Beweis da gewesen zu sein!

Was diese Brücke ausmacht sind die unzählig synchronen Eindrücke, die der Stadt einen unvergesslichen Moment verleihen wenn man auf ihrer Mitte verweilt. Da sind die kreischenden Möwen um den Galata Turm, die Silhouette der historischen Moscheen auf den sieben Hügeln von Istanbul, die ein unbeschreibliches Bild der Ästhetik hergeben. Da ist der Sonnenuntergang, der den Himmel in rosarotes Licht eintaucht und die Fenster der Häuser am asiatischen Ufer golden färbt. Im Hintergrund ertönt der Ruf des Muezzins, wenn er sein Gebet über der ganzen Stadt ausspricht. Die vielen Angler, die dicht an dicht am Geländer stehen und ihre Leinen zielgerade ins Wasser halten, sie sind zum Wahrzeichen der Brücke geworden.

Die Galata Brücke ist geprägt von einer jahrhundertelangen Geschichte: Auf der einen Seite ist das Goldene Horn, einst wichtigster Hafen des Byzantinischen Reichs und auf der anderen Seite der Bosporus, jene Wasserstraße, über den schon die alten Griechen während der Antike segelten. Gleichzeitig war sie auch Schauplatz vieler historischer Ereignisse und wütender Proteste.

Im Jahre 1845 wurde der erste Vorgängerbau der heutigen Galata Brücke in Form einer schwimmenden Holzkonstruktion von der Sultansmutter Abdülmecits I. in Auftrag gegeben und errichtet. Sie war eine Sensation für die Istanbuler und wurde groß gefeiert. Bald schon übertraf das enorme Verkehrsaufkommen aber alle Vorstellungen. So musste 1863 die Galata Brücke durch einen breiteren, stabileren Neubau ersetzt werden. 1875 entstand die dritte Brücke, diesmal als erste Ponton-Holz-Eisenkonstruktion gebaut von einer britischen Firma.

Die im Gedächtnis festgesetzte und von allen Istanbulern heiß geliebte vierte Konstruktion entstand aber erst im Jahre 1912 als gemeinsames Projekt der deutschen Firma MAN und eines türkischen Partnerunternehmens. Erneut ging es darum, dem Volumen der Brücke stand zu halten und ihre Aufnahmefähigkeit zu erhöhen, denn die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert revolutionierte den Verkehr.Die entstandenen Baukosten hatten selbstverständlich auch ihren Preis: Die Benutzung der Brücke war sowohl für Fahrzeuge als auch für Fußgänger von ihrer ersten Errichtung an bis 1930 mautpflichtig. Weiß gekleidete Brückenwächter sorgten mitunter für die Bezahlung der Zollgebühr.

Die Stahlbrücke auf zwei Etagen, mit der noch heute viele Erinnerungen verbunden werden, war damals für die Bürger Ausdruck der Moderne. Drei getrennte Fahrbahnen mit den großzügigen Bürgersteigen und der Tram in der Mitte erstreckte sich auf eine Breite von 42 Metern, die auch nachtsüber beleuchtet war. Sie war Treffpunkt der Kreativen, der Dichter, Künstler, Scharlatane und einer wachsenden Besucherschar aus Europa. Insgesamt 80 Jahre war sie in Betrieb und musste aufgrund eines Brandes im Jahr 1992 abgebaut werden. Aus Teilen von ihr wurde zwischen Balat und Hasköy eine temporäre Brücke errichtet, die wenig später wegen ungünstiger Konsequenzen des nichtstattfindenden Wasseraustausches wieder entfernt werden musste.

Die heutige 484 Meter lange und wieder 42 Meter breite, zweigeschossige und moderne Konstruktion mit acht Fahrspuren wurde noch im selben Jahr fertiggestellt. Sie wurde nach dem Entwurf des deutschen Bauingenieurs Fritz Leonhardt von einem gemeinsamen Bauprojekt unter Beteiligung der Firma Thyssen auf 114 Betonpfeilern errichtet, der gewährleistete, dass die natürliche Strömung nicht blockiert wurde und Schmutzwasser wieder aus dem Goldenen Horn abfließen konnte.

Nachdem die unter der Fahrbahn gelegenen Ladenflächen jahrelang leerstanden, wird auch dieser Teil seit 2002 von den zahlreichen Restaurants und Cafés genutzt. Beide Etagen machen die Galata Brücke zu einer eigenen Welt. Während oben der Verkehr braust, herrscht unten belebende Gourmet-Atmosphäre.

Der erste Entwurf der Galata Brücke geht übrigens auf Leonardo Da Vinci ins Jahr 1502 zurück. Doch seine Skizze erwies sich wohl damals als technisch nicht umsetzbar, da er seiner Zeit ziemlich voraus war. Die Gesamtmaße der Brücke machten sie zur größten der Welt. Knapp 500 Jahre später wurde der Entwurf dann doch umgesetzt; eine verkleinerte Version etwa 100 km südlich von Oslo wurde als Fußgängerbrücke von der norwegischen Königin Sonja eingeweiht. Auch Istanbul plant noch eine Brücke gleichen Typs zwischen Eyüp und Sütlüce am Goldenen Horn. Ob sie tatsächlich realisiert wird ist allerdings noch ungewiss. Unter www.leonardobridgeproject.org haben Kenner und Liebhaber von da Vincis Brückenmodell ein weltweites Projekt ins Leben gerufen, um den Bau in möglichst vielen Ländern zu bewerkstelligen.

Foto: Olaf Ballnus
  • Kemankeş Karamustafa Paşa, Galata Köprüsü, 34425 Beyoğlu/İstanbul

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