Istanbul hat einige verheerende Kreuzzüge und Plünderungen hinter sich. Wären diese nicht gewesen, könnte die Stadt weitaus mehr Schätze aus dem alten Byzanz vorweisen.
Dennoch gibt es in Istanbul reichlich aus der Zeit zu sehen, die Scharen von Besuchern fasziniert. An manch historischem Reichtum kann es jedoch schon passieren, dass man unbemerkt daran vorbeigeht.
So zum Beispiel der historische Millennium Stein, auch Milion genannt, der Mittelpunkt des damaligen Zentrums Nova Roma (Neues Rom) war. Der Stein, der heute als Denkmal anzusehen ist, war zum einen der Nullpunkt aller Straßen: alle Entfernungen wurden von hier aus gemessen und gleichzeitig war er der Ausgangspunkt zur Messung vom byzantinischen Konstantinopolis in die europäischen Städte des Oströmischen Reiches. Es hatte dieselbe Funktion wie das Milliarium Aureum von Rom.
Einst verziert mit Gold und Reliefs, kann man sich das heutige Denkmal als doppelten Triumphbogen mit einer Kuppel, die von vier Bögen getragen wurde, vorstellen. Das Bauwerk war von den Statuen des Konstantin und seiner Mutter Helena gekrönt sowie mit einem Kreuz zwischen beiden Statuen versehen, das in Richtung Osten zeigte und neben einer Statue der Tyche der Stadt stand. Mit den darauffolgenden Jahrhunderten und Herrschern kamen eine Sonnenuhr, zahlreiche Statuen, Reiterstandbilder, Gemälde von vergangenen ökumenischen Konzilen und eine bronzene Quadriga des Helios hinzu, die alle bei Raubzügen natürlich nicht verschont blieben.
Man geht davon aus, dass der Millennium Stein im frühen 4. Jahrhundert errichtet worden ist und aus der Zeit von Kaiser Konstantin I. stammt. Es wurde aufgestellt, um die Straßenkreuzungen zu betonen und gleichte ursprünglich einem hohen Tor, das in seiner Grundfläche quadratisch war. Als Konstantin der Große die Stadt zu seiner neuen Hauptstadt „Nova Roma“ ausbaute, stützte er sich bewusst auf viele Bauwerke und Institutionen des antiken Roms. So handelte es sich beim Milion auch um ein sogenanntes Tetrapylon, das in der römischen Architektur oft zu sehen ist: ein vierteiliges Monument, das auf vier Säulen steht.
Anfang des 6. Jahrhunderts wurde die Bedeutung des Millennium Steins immer wichtiger für das kaiserliche Zeremoniell. Während des Zeitalters der Komnenen war es wegen seiner strategischen Lage in Konstantinopel Schauplatz von Kämpfen. Nach dem Ende des Lateinischen Kaiserreichs, zwischen 1268 und 1271, wurde das Milion Eigentum der Kirche Hagia Sophia. Anfang des 16. Jahrhunderts, knapp 50 Jahre nach der osmanischen Eroberung wurde das Milion während der Erweiterung des Valens-Aquädukts und der Errichtung eines Wasserleiters weitgehend entfernt. Zu sehen sind noch die Überreste des Sockels, an dessen Säule alle wichtigen Entfernungen ins Byzantinische Reich gestanden haben sollen. Im Zuge von Ausgrabungsarbeiten in den 1960ern wurden das Fundament und ein Fragment, das heute als Denkmal aufgestellt ist, freigelegt.
Der Millennium Stein befindet sich auf der historischen Halbinsel Sultanahmet, an der Nordecke des Platzes vor der Hagia Sophia bei der Cisterna Basilica, am Beginn der Hauptachse vom damaligen Konstantinopel, der Mese, die an diesem Punkt eine Kurve machte.
Foto: Gryffindor
Historische Bauwerke & Denkmäler in Istanbul
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