Mit der Idee ein Museum in Istanbul zu eröffnen, kaufte Orhan Pamuk vor geraumer Zeit ein heruntergekommenes Gebäude aus dem Jahr 1897 im Viertel Çukurcuma im modernen Stadtbezirk von Beyoğlu.
Durch den gemeinsamen Aus- und Umbau mit namhaften Architekten nahm das Haus immermehr die Gestalt eines Museums an und wurde seinen Vorstellungen genauestens angepasst, während Pamuk an seinem dafür vorgesehenen Roman weiterschrieb und gleichzeitig Gegenstände aus dem Alltagsleben für seine Romanfiguren hier anhäufte.
Im Frühjahr 2012 wurde es endlich eröffnet – das Museum zum gleichnamigen Buch „Museum der Unschuld“. Es erzählt die fiktive Liebe zwischen Kemal und der schönen Füsun. Dabei sind jene Dinge ausgestellt, die seine Romanfigur Kemal u. a. mit Erinnerungen an seine Geliebte verknüpft: Fotografien, alte Filmplakate und Postkarten, Kästchen voller Knöpfe, Kleider, Schminkutensilien, Eintrittskarten, Lottoscheine, Gläser und aber vieles mehr. Das Gebäude selbst soll Wohnsitz der beiden zwischen 1975 und 1984 gewesen sein. Um all diese Sammelstücke auch im Buch verwenden zu können, dachte sich der Schriftsteller Situationen aus, die exakt zu seinen Figuren, den Momenten und Szenen passten. Und auch umgekehrt ergab sich genug Schreibstoff aus aufgestöberten Dingen in Secondhandläden, auf Flohmärkten oder aus dem Besitz von Bekannten. Ebenso wurden Dinge extra von Künstlern angefertigt oder in Geschäften nachgefragt und eingekauft. Es ist ein Museum der großen Gefühle und Emotionen, bei dem jedes der Ausstellungsstücke seine eigene Geschichte veranschaulicht.
Die Sammlung aus Orhan Pamuks Liebesroman ist ein weltweit einmaliges Konzept, bei dem sich Illusion und Wirklichkeit unter einem Dach vereinen. Dabei spielt es zunächst keine Rolle, ob man einen Roman liest oder eine Ausstellung in einem Museum betrachtet. Das Museum der Unschuld soll keine Illustration des Romans sein, und der Roman kein Katalog zum Museum. So muss man als Besucher nicht unbedingt das Buch gelesen haben. Beides existiert für sich, aber Pamuk unterstreicht, man sieht mehr in den Objekten, wenn man den Roman kennt, und die Geschichte wird reicher, wenn man das Museum besucht.
Das Buch erschien 2008 in der Türkei und 2010 auch in Deutsch. Eine fantastische Adresse für Istanbul-Liebhaber und Orhan Pamuk Fans. Denen, die ihr Buch gleich mitbringen sei gesagt, es ist die Eintrittskarte ins Museum.
Auch für Gruppenführungen geeignet. Kontaktieren Sie uns gerne.